Vor- und Nachteile des Meisterbriefs im Vergleich zu freiwilligen Qualifikationszertifikaten

2017-02-22 | monograph. A publication with affiliation to the University of Göttingen.

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​Vor- und Nachteile des Meisterbriefs im Vergleich zu freiwilligen Qualifikationszertifikaten​ ​
Lankau, M.& Müller, K. ​ (2017)
Göttingen​: Volkswirtschaftliches Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen. DOI: https://doi.org/10.3249/2364-3897-gbh-15 

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Title Variant(s)
Eine Analyse für das deutsche Handwerk
Authors
Lankau, Matthias; Müller, Klaus 
Abstract
Im Falle handwerklicher Produkte und Dienstleistungen des Baugewerbes handelt es sich um sogenannte Vertrauensgüter, da ein (Laien-)Kunde ihre Qualität auch nach dem Kauf meist nur schwer beurteilen kann. Ohne ein geeignetes Regulierungsinstrument birgt diese Asymmetrie in der Verteilung der Qualitätsinformation zu Lasten des Kunden die Gefahr des Versagens des Markts für hohe Qualität und damit die Gefährdung von Konsumenten. Das Ziel dieser Kurzstudie ist es, zu erörtern, ob die derzeitige Regulierung des A-Handwerks im Baugewerbe in Form des Meistervorbehalts durch ein Alternativinstrument ersetzt werden könnte, ohne dass der Markt für hohe Qualität versagt und Konsumenten gefährdet werden. Zurzeit muss jeder Leiter eines Betriebs des A-Handwerks über die Qualifikation eines Meisters oder einem als gleichwertig betrachteten Äquivalent verfügen. Durch die hohe Qualifikation der Handwerker erhöht sich tendenziell auch die Qualität der Produkte und Dienstleistungen im gesamten Markt der A-Handwerke. Demzufolge verringert sich das Problem des Marktversagens aufgrund asymmetrisch verteilter Qualitätsinformationen, da jeder Kunde auf ein Mindestmaß an Qualifikation und demzufolge Qualität vertrauen kann. Darüber hinaus wird ein Mindestmaß an Verbraucherschutz durch die Abwehr potenzieller Gefahren von den Konsumenten erreicht. Ein Nachteil, den der Meistervorbehalt in den A-Handwerken mit sich bringt, ist, dass hierdurch Anbieter mit niedrigen Qualifikationen keinen Zugang zum Markt der A-Handwerke haben. Hierdurch fehlt es strukturell an Angeboten im Niederpreissegment, wodurch jene Konsumentenschicht benachteiligt wird, die niedrige Qualität zu günstigen Preisen nachfragt. Durch freiwillige Qualifikationszertifikate könnte sich der Handwerksmarkt unter bestimmten Umständen, die diese Studie näher erläutert, in Hochpreissegmente für höhere Qualität sowie in Niederpreissegmente teilen. Die Analyse zeigt jedoch, dass dies Konsumentengefährdungen nicht ausschließt. Gerade im Niederpreissegment haben Handwerker nur geringe Anreize, in ihre Qualifikation zu investieren. Somit steigen hier die Wahrscheinlichkeit schlechter Dienstleistungsqualität sowie das Potenzial der Gefährdung der Konsumenten. Alles in allem lässt sich hieraus folgern, dass freiwillige Zertifizierungen nur in den Branchen des Handwerks eine Alternative zum Meisterbrief sein könnten, in denen Konsumentengefährdungen auszuschließen sind. Darüber hinaus gilt es hier jedoch genau zu überprüfen, ob die Abschaffung des Meistervorbehalts nicht weitere Regulierungsziele, wie die Sicherstellung der hohen Ausbildungsleistung des Handwerks, kompromittieren würde.
Crafts products and services in the construction industry can be classified as credence goods. Typically, customers face difficulties in judging their quality even after purchase. Without proper regulation, this asymmetry in quality information may lead to failure in the market for high quality crafts products as well as to safety hazards. In this context, this study discusses whether the current mandatory licensing of qualifications in those crafts construction sectors that are listed in appendix A of the German Trade and Crafts Code (A-trades) may be supplemented by an alternative instrument, without sacrificing the functioning of the high quality segment of the crafts market as well as jeopardizing consumer safety. At the moment, operation managers in the A-trades must hold the qualification of a Master-Craftsman or an equivalent. Since customers can thus rely on a guaranteed minimum qualification as well as product quality, there is a lower likelihood of market failure due to asymmetrically distributed quality information. What is more, safety hazards become less likely. Nevertheless, mandatory qualification requirements exclude craftsmen from the market that are less qualified. Consequently, there is little labor supply in the lower price and quality segments, disadvantaging consumers that are satisfied with lower quality at a lower cost. Voluntary qualification certificates may divide the crafts market in high price/ high quality segments as well as in lower price segments. Yet, our analysis shows that this instrument may not rule out safety hazards. In the lower price segments craftsmen will have insufficient incentives to invest in their qualification. Consequently, there is a relatively higher likelihood of poor product quality that potentially endangers consumers. All in all, voluntary qualification requirements may only serve as an alternative to the current mandatory licensing of craft qualifications if consumer safety is not at risk. Yet, even in those sectors in which safety is not an issue, it will be necessary to carefully analyze the effects of deregulation on other policy goals such as the continued existence of the German apprenticeship system.
Issue Date
22-February-2017
Publisher
Volkswirtschaftliches Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen
Organization
Volkswirtschaftliches Institut für Mittelstand und Handwerk an der Universität Göttingen e.V. 
Series
Göttinger Beiträge zur Handwerksforschung 
Extent
21
Language
German

Reference

Citations


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